In Memoriam René Villiger

Einen Künstler zu beschreiben, der tausend Bilder gemalt hat - von denen wiederum jedes mehr sagt als tausend Worte - das muss notgedrungen ein unerfüllbares Unterfangen bleiben. So lässt sich in Worten nur skizzieren, was das Wesen des einzigartigen Menschen und Künstlers René Villiger kennzeichnete.

Wer ihn in seiner ganzen Vitalität erleben durfte - als jungen Unternehmer und selbständigen Grafiker, als Freund und Kumpel zum Pferdestehlen, als engagierten Ausbildner junger Grafiker, als vitalen Teil seiner aktiven Familie, als passionierten Reiter, Fischer, Velofahrer und Hundehalter, als profunden Tier-, Pflanzen- und Pilzkenner, als grossen Gourmet und Weinliebhaber, als festfreudigen und für seinen unerschöpflichen Humor bekannten Weggefährten, als Illustrator für alle Vereine und Schminkkünstler für unzählige Fasnächtler ebenso wie als unermüdlichen Kiwaner und noch vieles andere mehr - dem bleibt es ohnehin ein Rätsel, wie er über sein Vollzeit-Grafikatelier hinaus noch ein so umfangreiches künstlerisches Werk zu schaffen vermochte. Ein Werk notabene, das sowohl in der Vielfalt wie auch in der Gründlichkeit der angewandten Techniken den Meister ehrt.

Vielleicht lag sein Erfolgsrezept gerade darin, dass er es meisterhaft verstand, zwischen seiner persönlich-privaten, der beruflich-grafischen und der künstlerisch-freien Welt klar zu unterscheiden und so aus dem einen für das andere immer wieder Kraft und Energie zu gewinnen. Dadurch konnte sich insbesondere sein künstlerisches Werk laufend weiter entwickeln und das werden, was es für immer bleiben soll: Gelebte und tief empfundene Augenblicke, gefühlte und genial visualisierte Eindrücke, ein sich fortwährend wandelnder Spiegel seines unermesslichen Lebens mit der für ihn typischen Ausdruckskraft.

Renè Villiger fand nicht nur persönlich leichten Zugang zu den Menschen, auch seine Bilder sprachen und sprechen diese sehr spontan an. An seinen stets bis ins kleinste Detail gepflegten Ausstellungen musste man daher beizeiten eintreffen, um nicht bereits vor lauter roten Punkten zu stehen. Doch nicht nur seine eigene Entwicklung, auch die Förderung des Nachwuchses war ihm mit der Organisation der Ausstellung „Junge Kunst“ ein grosses Anliegen. Er hatte die Gabe, junge Menschen zu ermutigen und so zu fördern, dass etliche von ihnen heute als selbständig Erwerbende erfolgreich tätig sind.

Viele von René Villigers Bildern sind unendliche Geschichten, die den Betrachter immer neu zum Entdecken einladen. Sie wiederspiegeln damit auch seine besondere Kunst, aus sich heraus selbst komplexe Dinge einfach und verständlich darzustellen und sich zugleich in den Betrachter hinein zu fühlen. Immer mit der ihm eigenen Hochachtung vor allem, was die Schöpfung an Wertvollem und Bemerkenswertem für unsere Augen bereit hält. René Villiger hat nicht für sich selbst gemalt und gezeichnet, vielmehr als Dolmetscher seiner Seele, die das Wesentliche tiefer und ganzheitlicher zu erkennen vermochte, als es wohl den meisten Menschen möglich ist. In seinen Bildern liegt nun ein zeitlos gültiges und lebendiges Werk vor uns, das trotz zeitlebens natürlicher Bescheidenheit seines Meisters unsterblich bleiben wird.

Ernst Bannwart